So war's in Thüringen

Text / Fotos: Falk Preusche

Wie in den Jahren zuvor, so schließt sich auch diesmal der Reigen der Veranstaltungen zur ADMV-Meisterschaft in Schwarzbach. Der MSC Suhl im ADAC war Ausrichter der

24. ADAC-Motortouristik-Veranstaltung "Thüringer Wald 2015"

Zu dieser Fahrt hatten sich 25 Starter eingeschrieben. Am Samstagmorgen bei noch vernebelter Landschaft fand sich der erste Starter 6:50 Uhr an der Ankunftszeitkontrolle ein. Ihm folgten noch weitere 22 Teilnehmer. Die AZK ist eigentlich noch keine sportliche Herausforderung, da nur die Zeit und das Fahrzeug überprüft werden. Die beiden Sportfreunde Frank Dietz und Wilfried Demuth haben das aber anders in Erinnerung. Auf Grund ihrer Entscheidung, dass die Motorräder um diese (frühe) Zeit nicht alle an die AZK-Uhr gefahren kommen (unnützer Lärm vorm Hotel), mussten die beiden zu jedem Motorrad hinlaufen. Diese standen aber auf 50 Meter Abstand verstreut und natürlich auch nicht nach Startnummern sortiert. Mehrere Male mussten Frank und Wilfried innerhalb einer Minute von einem Ende der Schlange zu am anderen Ende laufen. Und das auch noch bergauf, Respekt!
Die Vorbereitung der Strecke lief dann weitaus gemütlicher ab. Nachdem jeder seine Fahrtunterlagen von Klaus Dettmar erhalten hatte, machten sich die Teilnehmer über den Streckenplan her. Die Laptops glühten, die Klebebandrollen ratschten und die Scheren klapperten. Man merkte schnell, die Strecke nach Karte auszuarbeiten war nicht zu schwierig und es waren auch "nur" ca. 120km. Einige Fahrer stellten mit Erschrecken fest, in der Vorbereitungszeit mit der Ausarbeitung einmal komplett fertig geworden zu sein. Sehr schön, Lob an den MSC Suhl!
Nachdem jeder in Ruhe seine Bordbücher und andere Utensilien am Fahrzeug verstaut hat, konnte es auf den ersten Streckenabschnitt gehen.
Am Start galt es die obligatorische Beschleunigungs- und Bremsprüfung zu absolvieren. Wer vorher seinen Motor und die Bremsen auf Betriebstemperatur brachte, der kann diese Prüfung mit unter 4 Sek. abschließen. Der Nebel hat sich ein wenig verzogen und gab nun den Blick auf die stark wolkenverhangene Umgebung frei. Einige kramten ihre Regenkombis nach oben, denn die sollte heute bestimmt gebraucht werden.
Die ersten Kilometer waren nach Bordbuchzeichen zu absolvieren, da konnte man sich richtig schön einstimmen. Auf dieser Etappe waren zwei Knackpunkte zu lösen. Der Haken Bischofrod nach Eisenberg und in Rohr galt es den richtigen Abzweig nach Kühndorf zu finden.
Hinter Marisfeld kreuzen ein paar alte Enduros den Weg der Rallye. Dort fand ein Enduro-Klassiklauf statt und das Fahrerfeld war schön anzusehen. Von Kühndorf ging es hinauf auf den Dolmar, doch leider hatte sich der Wunsch des Fahrtleiters nach herrlicher Rundumsicht nicht erfüllt. Im Nebel ging es die kleine Straße hoch zur unbesetzten DK und natürlich im Nebel auch wieder runter. Einzig ein Blick auf das Charlottenhaus auf dem Gipfel war möglich.
Unten im Ort ging es an der letzten umfassend erhaltenen Burg des Johanniterordens im deutschen Sprachraum vorbei. Am Ortseingang von Schwarza war die erste der beiden RK-Möglichkeiten. Brav warteten die Fahrer ihre Zeiten ab. Die ZK im Industriegebiet "Am Schertzer" haben nur zwei Fahrer zu spät angefahren.
In der anschließenden WP waren die Kegel wie zu erwarten - sehr eng gesteckt!
Die zweite Etappe war eine Runde hinauf zum Pass am Ruppsberg, dem Hausberg von Zella-Mehlis. Oben auf dem Pass musste natürlich eine unbesetzte DK notiert werden, bevor es wieder hinab in den Kanzlersgrund ging. Zurück durch die Ortslagen Ober- und Unterschönau sowie Steinbach-Hallenberg und Herges-Hallenberg ging es zur ZK ins Industriegebiet.
Die beiden DK's in dieser Runde haben alle Teilnehmer angefahren und auch hier sind nur zwei Fahrer nach ihrer Sollzeit zur ZK gekommen. Anschließend galt es die WP3 zu absolvieren.
Am Wendehammer wurde die Kombination der beiden großen Kegel diesmal als eine "Brille" vorgegeben - und Vorsicht, feuchte Strecke!
Die dritte Runde war ein kurz, aber zügig zu fahrender Abschnitt, mit einer Pflichtwartestelle, die RK2 vor Schwarza. Die DK in Benshausen war der Knackpunkt, welcher zu finden war. Vier Fahrer haben sich hier Strafpunkte eingehandelt, und nach dem neuen Reglement lohnt sich ein Zurückfahren nicht mehr. Auch das hat ein Teilnehmer als leidliche Erfahrung hinnehmen müssen. Und die Zeit war so knapp bemessen, dass sogar ein Anpellen der Regenkombi fast zu Strafzeit in der Gespannklasse führte. Das Überstreifen der Kombi passiert zu so einem Zeitpunkt dann auch noch mit allen auftretenden Misslichkeiten. Die feuchten Stiefel wollen nicht richtig durch die Hosenbeine, die Kombi rutscht nicht richtig über die schon nasse Jacke, und im Reißverschluss klemmt sich zu guter Letzt noch der Stoff ein. Sch….. !
Vor dem vierten Streckenkapitel galt es den kleinen Slalom jetzt mit einer "8" um die beiden Wendekegel zu fahren. Für den nächsten Abschnitt konnte die Karte beiseitegelegt werden. Jetzt ging es nach Bordbuchzeichen weiter. Etwas Verwirrung stiftete die OE-Angabe von Schmalkalden. Ein Großteil der Starter versuchte von der ZK in Viernau nach Schmalkalden zu fahren, ohne durch einen anderen Ort zu gelangen. In einer Bordbuch-Etappe müssen Ortschaften nicht explizit ausgewiesen werden. Das OE-Schild von Schmalkalden war aber als unbesetzte DK vorgesehen, und deswegen stand es im Streckenplan.
Bei der Durchfahrt der 19.500 Einwohner zählenden Stadt fielen den Teilnehmern bestimmt die Produktionsstätten der Vita-Cola und der Viba-Nougatprodukte ins Auge. Letzteres mit einer eigenen Viba-Erlebniswelt. Ältere erinnern sich bestimmt noch gern an die Werkzeuge der Marke Smalcalda.
Nach knapp 18 Kilometern gab es auf dieser Etappe das nächste Highlight. Der Kurs führte über Rennstrecke des Glasbach-Bergrennens. Auf 5,5 km Länge werden durch 35 Kurven 260 Höhenmeter überwunden. Es war ein Genuss, dort hinauf zu fahren, welcher bei trockener Straße bestimmt noch intensiver gewesen wäre. Der Streckenrekord im Jahr 2013 liegt bei 2:02,16. Naja, bei dem Wetter war er nicht zu knacken: Nicht weniger aufregend war dann die Abfahrt vom Rennsteig hinunter nach Winterstein. In der Woche wurden große Baumaßnahmen mit Baumfällarbeiten durchgeführt und am Wochenende ist die Straße für den normalen Verkehr freigegeben. Durch die Bauarbeiten war die Straße ziemlich verschmutzt und der feine Regen hat dann eine dünne Lehmschicht gleichmäßig glatt auf die Fahrbahn gezogen. ABS und ASC waren regelmäßig im Einsatz.
Die DK's waren alle gefunden und an den zwei Tankmöglichkeiten konnte man innerhalb von 6 Minuten das Motorrad wieder befüllen, bevor es zuletzt hinauf zur ZK auf den Großen Inselsberg ging.
Von Tabarz aus konnte man die Türme auf dem Berg sehen. Die ZK auf dem Gipfel lag leider wieder im Nebel. Das war aber nicht der Grund, warum hier viele Teilnehmer Strafpunkte für zu spätes Anfahren der Zeitkontrolle erhielten. Für die fantastische Aussicht gab es nur eine Feststellung: Wie sie sehen, sehen sie Nichts!
Aus diesem Grund mussten die Fahrer auch nicht unbedingt ihre 45 Minuten Zwangspause einhalten und konnten gleich auf die letzte Etappe, die freie Streckenwahl, aufbrechen. Zwischen Tabarz und Friedrichroda war als erster GPS-Punkt die Marienglashöhle zu ermitteln. Wer wusste beim Aufschreiben des Namens, dass Marienglas eigentlich Gips ist. Durch seine Varietät entstanden große durchsichtige Kristalle, welche sich spalten lassen und früher als Glasscheibenersatz z.B. für Marienbilder verwendet wurden. Damals war Glas oft noch mit Bläschen versehen und nicht ganz eben.
Die nächste DK befand sich am Tobiashammer in Ohrdruf. Vor mehr als 500 Jahren stand hier die erste wassergetriebene Schmiedeanlage. Hier steht auch eine der größten Dampfmaschinen Europas. Mit 12.000 PS ist sie dem gesamten Fahrerfeld noch weit überlegen.
Von hier an geht es die ehemalige B247 nach Oberhof hoch. Heute als Landstraße genutzt ist sie bei weitem nicht mehr so stark befahren wie vor dem Bau der Thüringen-Autobahn. Das Teilnehmerfeld hat es auf jeden Fall begrüßt. Hinauf zum Rennsteig nahmen Regen und Nebel wieder zu.
Die Straße von Oberhof zur Schmücke, der nächsten GPS-DK, war dadurch sehr glatt. Man könnte glauben, dass man mit Ski und Rodel den Abschnitt sicherer bewältigt hätte. An der Schmücke die Entfernung nach Gehlberg eintragen und weiter zur letzten DK. Übrigens ist die Schmücke mit 916m genauso hoch wie der Große Inselsberg.
In Waldau am Hotel Waldesruh geschah die vorletzte Eintragung in die Fahrerkarte und bis zum Ziel, wieder in Schwarzbach, war es nur ein Katzensprung.
Reiner Holfert nahm den Teilnehmern die Fahrerkarte ab und machte dann den wirklich letzten Eintrag, nämlich die Ankunftszeit im Ziel. Jetzt kann jeder sagen: Geschafft!
Zum Ausklang der Tagesveranstaltung konnte jeder sein Zielbier mit Bratwurst genießen. Der Aushang der Ergebnisse ließ auch nicht zu lang auf sich warten. Eine kleine Korrektur wurde noch nötig, doch dann stimmte der Laden.
Zum Feierabend hatte sich auch Regen verzogen, so dass der Abschluss der Veranstaltungen bei strahlendem Sonnenschein, allerdings drinnen, stattfinden konnte. Zur Siegerehrung bekamen alle ein Präsent, eine Urkunde und die Tagesbesten Pokale.
Als Fazit gab es nur eins: Wunderbare Veranstaltung mit Klasse Streckenführung für alle und: Wir kommen nächstes Jahr wieder!
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