4. ADAC-ZWEIRAD-Orientierungsfahrt "Hersbrucker Hügel"

Text: Falk Preusche

....was war das eigentlich?!!

Es war eine TOP-Veranstaltung!

27 Motorräder, darunter 3 Gespanne, sind dem Aufruf des MVN Franken gefolgt und haben sich zur Rallye "Hersbrucker Hügel" eingefunden.
Diese Veranstaltung war ein Lauf zu Sachsenmeisterschaft im Zweirad-Rallyesport und ein Lauf zum ADMV-Langstreckenpokal.
Die Sportfreunde des MVN Franken haben sich nach der letztjährigen Saison der Sachsenmeisterschaft dazu bereit erklärt, solch einen Lauf durchzuführen, und es ist ihnen auch gut gelungen. Spaß hatīs gemacht und im nächsten Jahr gibt es eine Neuauflage. Nun aber der Reihe nach...

Als langjähriger Starter (seit 1981) im Fahrerfeld des Rallye-Trosses war ich natürlich gespannt auf eine Rallye, die ein neuer Veranstalter im neuen "Jagdgebiet" ausrichtet. Großspurig wurde von mir als Sachse verkündet: "Diese Rallye fährst Du auf jeden Fall mit"; solange es der Job zuläßt.
Der Job hat es zugelassen, nur meine MZ Baghira leider nicht. Ein Diebstahl des Fahrzeuges vom Grundstück vereitelte die Sache 14 Tage vor dem Start. Was so ein richtiger MZ-Fan ist, der hat natürlich nicht nur eine MZ in der Garage stehen. So wurde kurzerhand die etwas betagtere MZ 500 R hervorgekramt, startklar gemacht und dann im Transporter verladen. Meine Punkten für die Meisterschaft in der Klasse bis 50 PS hatte ich mit dem unerlaubten Entwenden der Baghira schon abgeschrieben. Das Versprechen ".... du fährst auf jeden Fall mit" wollte ich nun mit der 500-er in der Klasse bis 34 PS einlösen.
Mit Kind und Kegel traf man am Freitag abend im Forellenhof in Lehenhammer bei Etzelwang ein. Ein Großteil des Fahrerfeldes war schon anwesend und sprach mir natürlich das Bedauern über den Verlust meines von mir so geliebten Motorrades aus. Mathias Thomaschek, der Fahrtleiter dieser Veranstaltung bot mir dann an, die morgige Veranstaltung mit seinem Motorrad, einer BMW F 650 S, zu fahren. Ich sah das neue Motorrad, wie es mich anlächelte, dachte an meine nun doch zu erreichenden Punkte in der Klasse bis 50 PS und nahm das Angebot an. Mit Vorfreude auf die Veranstaltung am nächsten Morgen klang der Abend mit Forelle in Mandelteig aus.
Sonnabend, 8.12 Uhr war für mich AZK-Zeit (Ankunfstzeitkontrolle). Pünktliches Erscheinen ist Pflicht, sonst hat man schon die ersten Strafpunkte an der Backe, ohne überhaupt einen Meter auf der Strecke gewesen zu sein. Mit Abgabe der Nennbestätigung an der AZK gab es die Fahrtunterlagen, sprich Streckenplan, für deren Ausarbeitung 90 Minuten Zeit waren. Bis zum Start um 9.42 Uhr galt es und die ??? km lange Strecke auf der Karte so aufzustricken, daß man sie dann in der "Realität" auch wiederfindet. Nach dem alle Fahrer an den Tischen saßen und ihre Kurvimeter und Stechzirkel und Lineale und Stifte und Textmarker über den ausgeteilten Kartenausschnitt hetzten, wurde die Fahrerbesprechung abgehalten. Mir hat dabei besonders gefallen, daß außer dem Clubvorsitzenden und dem Fahrtleiter auch alle anderen Helfer, die entlang der Strecke stehen werden, zur Fahrerbesprechung anwesend waren.
Nun ist mir beim Ausarbeiten der Route bewußt geworden: hier gibt es kleine und verwinkelte Straßen, auf denen das Motorradfahren richtig Spaß machen wird. Und es kommt noch hinzu, offene Straßen sind auch reichlich dabei. Mir kamīs sogar entgegen mal wieder bißchen Kies- und Sand(?)-wege zu fahren. An der BMW fehlten natürlich die mir vertrauten Anbauteile wie Roadbook-Halter, Tripmaster und Uhr. Doch mit ihrer Ausstattung Tageskilometerzähler und digitale Uhr im Cockpit war die F 650 schon ganz gut ausgerüstet. Und der fehlende Roadbook-Halter, sprich Kartenbrett, wurde mit reichlich Klebeband und Klarsichtfolien improvisiert.

Kurz vor dreiviertel Zehn (sächsische Zeitansage), in neudeutsch viertel vor Zehn, war Start für mich und es ging los auf die erste Runde. Etzelwang, Neukirchen waren flugs passiert, da ging es schon hinter Holnstein auf die kleinen, schmalen Straßen. Die erste DK zwischen Fichtenhof und Namensreuth erreichte man nur, wenn man nicht den direkten Weg fuhr. Freude bei mir über das Finden, Stempeleintrag in die Fahrerkarte, und schon gingīs weiter.
Königstein mußte nun angefahren werden. Im Vergleich mit dem direkten Weg und den vorgeschriebenen Kilometern auf dem Streckenplan kam keine Übereinkunft zustande. Also wurde eine Strecke rausgesucht, die mit den Vorgabekilometern und den Abbild der Straßen, auf der sehr gut ausgearbeiteten Kartenkopie von Nordbayerns Motorradzeitung, "ZWEIRAD", übereinstimmte. An der Maximiliangrotte vorbei durch Krottensee ging es dann weiter mit einem Schlenker über die Rußhütte zur ersten Wertungsprüfung der Veranstaltung. Angesagt war hier eine Prüfung, bei der man als Teilnehmer eine Pfosten- durchfahrt mit bloßem Augenmaß auf so einen Abstand dirigieren soll, daß man im Nachhinein mit seinem Motorrad noch durchfahren konnte. Bei 89 cm Lenkerbreite und auf 90 cm dirigierte Torbreite war ich dem Idealmaß sehr nahe. Nur mit dem Durchfahren klappte es schlecht. Es klappte, aber leider der linke Pfosten, als Dankeschön gab es die ersten 50 Strafpunkte.
Weiter gingīs. Zwischen Mosenberg und Berneck soll die nächste Wertungsprüfung absolviert werden. Slalom mußte in einem Zug erst rückwärts, dann vorwärts geschoben werden. Ging ganz gut Die BMW mit ihrem reichlichen Dienstgewicht von ??? kg mußte aber eben erst in Schwung gebracht werden. Bei dem warmen Wetter wurde von mir zur besseren Beweglichkeit Helm und Jacke abgelegt. Über Velden und jede Menge kleine Orte ging es dann zur 1. Zeitkontrolle zurück an den Forellenhof Lehenhammer. Die erste Etappe war in der vorgeschriebenen Zeit geschafft. Bevor es auf die zweite Schleife ging konnte in einer 15-minütigen Zwangspause der ganze Papierkram von Roadbook über Karte und Fahrerkarte neu sortiert und geordnet werden. Schöne Idee, finde ich.
Ähnlich aufregend ging die zweite Runde ab. Nur spielte sich diesmal alles südlich von Neukirchen ab. Eine findige Sache war das dreimalige Anfahren von Hackern. Jedes Mal aus einer anderen Himmelsrichtung und doch immer wieder am gleichen Kontrollpunkt. Super! Ich glaube an diesem Tag sind wir unbewußt Ehrenbürger von Hackern geworden. Der Clubvorsitzende kann es vielleicht bestätigen, er hat es mit eigenen Augen gesehen. Nicht weit weg, hinter Höling, Nonnhof Eckertsfeld und Frechtetsfeld wartete auf das Fahrerfeld die nächste Wertungsprüfung. Als Motorradfahrer hat man es in seinem Fahrerdasein ja auch mal mit Schrauben und Muttern zu tun. Nur musste hier der Beweis angetreten werden, verschiedene Gewinde in einer befristeten Zeit den wartenden Gewindebolzen zuzuordnen. Sch..., wenn dann auch noch die Muttern vom Tisch rollen. Trotzdem war von mir eine sehr gute Zeit erreicht worden. Eine pfiffige Streckenführung über Lichtenegg und Gunterried brachte uns zur nächsten WP nach Hartmannshof. Hier gab es nun für uns Rallyefahrer die erste richtige Wertungsprüfung. Ein Slalom auf Bestzeit !! Die Kegel wurden von mir so ordentlich umrundet, daß ich keinen umschmiß und das "geborgte" Motorrad auf der sandigen Asphaltfläche auch nicht zu Sturz kam. 17 sec für nicht ganz 100 Meter; manchmal ist man mit rennen doch schneller. Von Deinsdorf nach Bürtel gab es wiederum eine schöne offene Straße zu fahren, die auch nicht ganz so einfach zu finden war. Ein zweites Mal war im Forellenhof die ZK anzufahren. Die anschließenden 30 Minuten Zwangspause wurden genutzt, um das Motorrad in Hartmannshof aufzutanken und einen Bissen zu essen.
Auf zur dritten Runde. Ein kurzer Auszug aus dem Streckenplan soll einmal verdeutlichen wie dieser für uns Fahrer aussieht:
...
...
...
.... Schmidtstadt

3,7 km Buchhof
3,2 km Albertshof
2,3 km Neukirchen aus nördlicher Richtung
2,6 km Grasberg aus östlicher Richtung
2,3 km Geisheim aus südlicher Richtung teilweise offene Straße
2,2 km Kirchenreinbach
....
....

Nach dem auf dieser Runde auch Schmidtstadt viermal passiert wurde gab es dann ca. 1 km vor dem Ziel auf einem versteckten Weg die letzte Wertungsprüfung.
Kolbenziel-Weitwurf ! Welch ein Frevel für jeden Mechaniker. Das es sich aber um alte Kolben mit Pleuel handelte, konnten sie auch beruhigt in die Zieleimer versenkt werden. Nur mußte das alles (Aufnehmen vom Tisch, fahren bis zur Abwurflinie und Zielwerfen) mit fahrendem Motorrad, ohne die Füße herunterzunehmen und Anzuhalten, erledigt werden. Leider habe ich den Eimer ohne Strafpunktzahl nur um "Einbauspielbreite" verfehlt. 10 Strafpunkte gab es trotzdem als letzte Eintragung in meine Fahrerkarte.

Im Ziel angekommen, war ich gespannt, wie die Rechnerei am Ende für uns ausging. Als ein Lauf zur Sachsenmeisterschaft im Zweirad-Rallyesport und zum ADMV-Motorrad-Langstrecken-Pokal konnten nun diese WPīs schlecht gewertet werden.
Der Veranstalter und die Fachkommission einigten sich dann auf zwei Wertungen. Als erstes gab es die Tageswertung, bei der alle WPīs zum Tragen kamen. Nach dieser wurden auch die Plazierungen und Pokale vergeben. Am Abend lt. Zeitplan 19.00 Uhr wurde die Siegerehrung vom Vorsitzenden in den vier Klassen vorgenommen. Jeder Teilnehmer erhielt eine Urkunde und die ersten drei in den Klassen Pokale. Für die Meisterschaft sind nur die beiden Slalomprüfungen gewertet worden, so daß es dort eine kleine Verschiebung zur Tageswertung gab.

Da die meisten Teilnehmer an diesem Abend noch im Forellenhof übernachteten, klang die Veranstaltung bei gegrilltem Fisch, Bier und Wein aus. Erfahrungsaustausche zwischen Veranstalter und Fahrern ließen den Schluß zu, daß nächstes Jahr der MVN Franken wiederum einen Lauf zur Zweirad-Rallyesport-Meisterschaft ausrichtet.

Da bleibt mir als Sachse nur zu sagen: "Nu freilich, da kumm mir off scheden Fall wiedor!!"

Ergebnisse