Sternfahrten gibt es ja schon immer !

Winterzielfahrt Augustusburg 2003

Text: Falk Preusche / Fotos: Falko Herbig

Ob es die zum Schleizer Dreieckrennen ist, oder zur Bildersuchfahrten einiger MC's oder wo auch immer! ..... So gibt es auch wieder eine zum Wintertreffen auf die Augustusburg im Januar jeden Jahres.

Lutz und ich und das Gespann standen am Freitag früh im Schneetreiben am Autobahnrand in Hainichen und legten eine Pause ein. Dabei waren wir gerade erst 30 km von Freital aus gefahren. Na ja, die Pause war auch nicht freiwillig. Das Gespann verlangte danach. Es ist eben so wie immer. Die 6V-Elektrik hat im Winter gegen alle Ohm´schen und sonst was für Gesetze zu kämpfen. Eine leuchtende Ladekontrolle zwang uns zu diesem unfreiwilligen Stopp. Für einen echten MZ-Fahrer sollte es nicht zu lange dauern, um das TS 250-Gespann wieder im grünen Bereich zu bewegen.

Also, Beifahrer aussteigen, Werkzeugrolle aus dem Kofferraum, Spezialwerkzeug unter dem Beifahrersitz hervorziehen, Fahrersitzbank demontieren, Regler überprüfen, Austauschregler einsetzen, weiterfahren. Soweit hat auch alles am Schnürchen geklappt, nur beim letzten Punkt, dem Weiterfahren, waren wir drei uns nicht einig. Lutz und ich schon, doch die TS -nein!

Zweiter Teil der Fehlersuche. Bauchlage quer zum Seitenwagen einnehmen, Lichtmaschinendeckel mit inzwischen frierenden Fingern abschrauben, Kabelstecker und Vorschaltwiderstand prüfen, Lichtmaschine ausbauen, Wicklungen und Lima-Kohlen prüfen. "Hier guck mal die eine Kohle hängt etwas und die Kupferlitze sitzt auch sehr locker in der Kohle, die muss getauscht werden." Nach dieser Feststellung hat sich jemand trotz dicker Winterkombi und steifen Gelenken gewaltig in den A.... gebissen. Lima-Kohle - Fehlanzeige! Aber irgendwie müssen wir ja auf die Burg. Und beim ersten Kontrollort für die Sternfahrt waren wir auch noch nicht.

Operative Routenänderung! Fahrt über Chemnitz, dort gibt es noch eine MZ-Werkstatt. Eine neue Kohle einbauen, die geplante Route aufnehmen und sehen, was sich noch an Kilometern "abspulen" lässt.
Während wir nun stromsparend, das heißt ohne Licht und nicht blinken, nach Chemnitz fahren, ging mir indessen unsere Vorbereitung noch mal durch den Kopf.

Donnerstag abend kam Lutz mit dem MZ TS 250 Gespann von Görlitz nach Freital. Schon auf der Anreise musste Lutz mal kurz in einer "Schmiede" anhalten, um die Überwurfmutter des Auspuffkrümmer brutal anzuschweißen. Das Innengewinde im Zylinder war nur noch in seinem Grund zu erahnen. "Es wird bestimmt ein bisschen laut im Boot" war der Kommentar vom Fahrer. "Wenn wir bei jedem längeren Stopp die Befestigungsschraube am Motorblock kontrollieren, dann hält das schon morgen" war die Antwort von mir. Abends legten wir das nötige Kartenmaterial zurecht, probten noch mal eine Routenplanung am Computer und waren ganz heiß auf das Lösungswort. Ach so, das Reglement der Sternfahrt kann auf der Homepage www.zweirad-rallyesport.de nachgelesen werden.

Freitag früh war volle Hektik. Der Computer war schon seit 6:30 Uhr in Höchstform. 7:00 Uhr Blick auf die Internetseite, da war noch nix. Die Karten lagen ausgebreitet auf dem Fußboden, das Routenprogramm wartet auf die Inputs, gefrühstückt war auch schon, die Motorradsachen lagen zum Reinschlüpfen bereit, nur 7:10 Uhr gab´s immer noch kein Losungswort und keine Burg, um die wir unsere Strecke legen sollten. So wurde kurzer Hand die Hotline angerufen. Vom "Anni" kamen auch die sehnlichst erwarteten Codewörter. In der ersten Fassung hieß es " Losungswort SIEG - Sachsenburg bei Falkenberg" Alles klar! Ran an den Rechner, drauf auf die Karten, nach wenigen Minuten war klar, eine Sachsenburg bei Falkenberg gab es nicht! Was nun? Wir nehmen also das Falkenberg bei ******** und planen eine Route. Lutz glaubte der Sache trotzdem nicht so recht und versuchte bei anderen Teilnehmern telefonisch eine klare Antwort zu erfragen. Ein erneuter Anruf beim Veranstalter beseitigte alle Unklarheiten. SACHSENBURG bei FRANKENBERG ! Nun löste sich das Puzzle auch auf der Karte auf.

Unser Plan stand nach wenigen Minuten fest: Unter Berücksichtigung des leicht unterlegenen Maschinenmaterial's und der doch ziemlich winterlichen Fahrbahnverhältnisse werden wir eine sichere Variante fahren. Priorität ist, bis 16:00 Uhr auf der Burg zu sein. Folgende Ortschaften wollen wir anfahren, um das Losungswort SIEG zu erzielen.
St. Egidien, Jessen bei Lommatzsch, Elsterwerda, Großröhrsdorf bei Pulsnitz, und dann ab auf die Burg. Laut Routenprogramm 350 Kilometer.

8:10 Uhr rollte die Besatzung Lutz Demuth/ Falk Preusche auf MZ TS 250 in Freital an den Start. An der Shell-Tankstelle Wilsdruffer Str. holten wir den ersten Kassenbeleg. Und das Gespann lief und lief und lief bis zur Autobahnabfahrt Hainichen.

... Inzwischen rollen wir in Chemnitz stadteinwärts. Plötzlich versagte die Batterie ihren Dienst. Bis zur MZ-Werkstatt haben wir es nicht geschafft. Doch Glück im Unglück, standen wir genau vor einer Yamaha-Werkstatt. Das dortige Personal half uns schnell und freundlich. Die Batterie wurde aufgeladen und in der Zwischenzeit ist mit viel Liebe zum Detail die Lichtmaschine gereinigt und die Kupferlitze in der Kohle befestigt worden. Die "pabbsche" Feder der Kohle wurde durch eine Kugelschreiberfeder ersetzt. Nach einer guten Stunde konnten wir die Fa. Moto-Meinig verlassen. Danke noch mal für die Hilfe.

Den MZ-Händler besuchten wir trotzdem. Schließlich sollten Originalteile eingebaut werden. Doch unserem Wunsch konnte beim bestem Willen nicht entsprochen werden. Mit dem Tipp " Es ist doch an diesem Wochenende das Wintertreffen auf der Augustusburg, auf dem Teilemarkt findet ihr bestimmt was." gingen wir von dannen. Ja, dessen sind wir uns auch sicher. Doch es ist jetzt 12:00 Uhr und wir haben immer noch nicht den ersten Stempel für unsere Sternfahrt. Lutz legt fest: " Wir fahren jetzt nach St. Egidien, holen unseren Kontrollnachweis und dann entscheiden wir von Ort zu Ort, wo es lang geht. Hauptsache 16:00 Uhr sind wir oben." Gesagt, getan.

Wir fuhren dann von St. Egidien nach Irbersdorf. Auf der Fahrt dorthin umrundeten wir im wahrsten Sinne des Wortes die Burg, um welche sich dieses Jahr die Sternfahrt dreht. Denn die Straße von Frankenberg nach Mittweida ging im Tal der Zschopau entlang, und rechter Hand auf dem Berg lag sie, die Sachsenburg. Vom Fensterbaumeister in Irbersdorf schnell einen Nachweis organisiert. Hoffentlich wird die Visitenkarte mit der Handeintragung von Datum und Uhrzeit, sowie die persönlicher Unterschrift von der Fahrtleitung im Ziel akzeptiert. Es ist nämlich nicht immer so, das in allen Ortschaften Tankstellen, Postämter, Supermärkte, Bäcker oder andere Geschäfte existieren.

Ein kurzer Blick auf die Karte, und der nächste Kontrollort war gefunden. Ebersbach bei Döbeln. "Ich weiß wo es liegt, denn dort wohnt ein Arbeitskollege von mir. Nichts wie hin.", waren meine Worte zu Lutz. In Ebersdorf angekommen, fanden wir keinen Laden der geöffnet hatte. Als das Dorf schon fast am Ende war, ein Hinweis auf einen Getränkehandel. Aber die Öffnungszeit von 17:00 - 19:00 Uhr passte überhaupt nicht in unseren Zeitplan. Weiter ging's auf die Suche nach einem Nachweis für die hiesige Durchfahrt. Dort- ein Bäcker. Lutz brachte das Gespann vehement zum Stehen. Na Klasse, Mittagspause von 12:00 - 15:00 Uhr. Irgendwie scheint es hier niemanden zu geben, der tagsüber irgendwelche Geschäfte führt. Doch kurz danach im Ort gab es dann noch eine Pension. Ich klingelte an de Tür, brachte mein Anliegen dar, und mir wurde mit einer abgestempelten Quittung geholfen.

Das nächste was uns begegnete war ein Ortsausgangsschild mit der Aufschrift "Siedlungshäuser". Ich erwartete aber den Ortsausgang von Ebersbach. Auf dem nächsten gelben Schild stand "Döbeln". Mein Rallyeinstinkt sagte mir, dass unser Stempel der Pension bestimmt nicht i.O. ist. Beim Tanken in Döbeln schaute ich nach, und tatsächlich die Pension gehörte laut Postanschrift zu Döbeln. So ein Mist! Wir brauchen noch mal einen Ort mit dem Anfangsbuchstaben "E". Etzdorf bei Rosswein liegt im Erreichbaren.

In Etzdorf gab's auch einen Bäcker, und der hatte sogar geöffnet. Kunden kommen aus dem Laden. Ich steche die glatte Treppe zum Ladeneingang hinauf und renne gegen eine verschlossene Tür. So ein Mist!? Im Laden brennt Licht die Verkäuferin ist zu sehen, und ich komme nicht hinein. Mein energisches Rütteln an der Tür muss sie aber dennoch gemerkt haben. Sie schloss die Tür auf und bevor sie mir etwas sagen konnte habe ich meinen Vers für eine Quittung schon runtergeleiert. Für den Kauf eines Pfannkuchens bekam ich auch einen sorgfältigen Kassenbeleg mit Datum und Uhrzeit. Das der Laden eigentlich erst in 45 Minuten wieder öffnet, habe ich schon verstanden. Ich bedankte mich auch freundlich, nahm den Hinweis auf die glatte Treppe, schon auf der 3. Stufe wahr. In Gedanken war ich auf dem Weg nach Grillenburg bei Tharandt, unserer letzten Kontrollstelle vor der Burg. Auf dem kürzesten Weg dorthin ließ Lutz das Gespann richtig "sliden".

In diesem, meinem Gedanken habe ich nur gehofft, das wenigstens einer von den beiden Gasthöfen in Grillenburg offen hat, und uns eine "Empfangsbestätigung" aushändigen kann. Dort angekommen, hatte auch der von mir ausgesuchte Gasthof geöffnet. Als ich aber mit meiner dicken, durch das feuchte Winterwetter, leicht verschmutze Thermokombi Zugang zur Lokalität haben wollte, wurde mir freundlich aber bestimmt, mit einem Schrubber, eben dieser verwehrt. Im Vorraum ließ ich meinem Anliegen freien Lauf. Meiner Forderung wird mit offenem Ohr entsprochen, jedoch sollte ich mich bitte nicht von der Stelle rühren. Frisch gewischt ist frisch gewischt!

Unsere letzte Quittung im Sack, und noch 45 Minuten bis zum Ziel. Es muß klappen! Über Schleichwege, die ich schon vor dem Jahrhunderthochwasser in Sachsen gefahren bin, soll der schnellste Weg auf die Augustusburg gefahren werden. Ein gewisses Restrisiko ist schon dabei. Wehe dem, es gibt eine unpassierbare Baustelle auf dem Weg. Aber nichts von alledem! Im Ziel auf der Augustusburg, gegen 15:50 Uhr trafen wir auf dem Burghof ein. Glücklich und in Wertung. Im Ziel sagte mir Lutz: "Morgen müssen wir unbedingt neue Kohlen für die Lichtmaschine holen, denn ab Schellenberg ging die Ladekontrolle wieder an".

Wir wurden von den Sportfreunden, die schon da waren, denen die unterwegs abgebrochen haben, und der Fahrtleitung auf's Herzlichste begrüßt.

Nachdem wir uns erst mal geordnet hatten, und allen die obige Geschichte erzählt haben, sahen wir uns auf der Burg um. Viel Fahrzeuge standen noch nicht da. Und das was in den nächsten Stunden noch so einlief, brachte uns zu der Feststellung: Bei diesem Winter kommen am Freitag Abend wirklich nur die "Harten" auf den Schlosshof. Wir sind dabei! An diesem Abend wurden dann von den Teilnehmern der internen Sternfahrt, organisiert vom MC Görlitz, noch etliche Liter Glühwein verkonsumiert. Die Görlitzer, Zerbster, Beilroder, Schweriner, Freitaler, Chemnitzer und Berliner (Sorry, wenn ich jemand vergessen habe), hatten sich jede Menge zu erzählen. Über Altes und über neue Pläne. Bei der Siegerehrung am Abend belegten wir den 4.Platz mit 250 gewerteten Kilometern. Für unsere Fahrt mit Hindernissen eigentlich nicht schlecht. Die Sieger hießen Ingolf Georg/ Monika Morch vom MC Freital, und brachten es auf 597 Kilometer. Spät ging dann dieser Abend zu Ende. Nicht ohne die obligatorische Runde im Burggraben zu machen. Dort wo die ganz, ganz Harten schlafen, nämlich im Zelt.

Am Sonnabend dann das übliche Programm. Besichtigung des "Teilemarkt", diesmal mit einem driftigem Grund. Die Kohlen! Dann die Rundgänge über den Burghof, bei denen immer wieder Bekannte und Freunde getroffen werden. Ein Gruß zum neuen Jahr, Austausch über die Vorhaben 2003, und schon geht's weiter. Besichtigung der MZ-Ausstellung im Brunnenhaus.
Anziehungspunkt war auch hier wieder die 1000 S. Auf der Show-Bühne erklärte uns der Chef von MZ, Herr Korus, ".... pünktlich zur Markteinführung wird die 1000er auf dem Markt sein..." Na klar, wann sonst? Bei der Ausstellung der BMW-Niederlassung Chemnitz gab es auch keine Rausreißer. Und auch so hatte ich den Eindruck, dass es dieses Jahr so ziemlich flach war auf der Burg. Gegen 14.00 Uhr verlies das TS-Gespann mit Lutz und Falk den Hof, nicht ohne neue Kohlen in der Lichtmaschine.

Auf dem direkten Heimweg habe ich mein Resümee gezogen. Das Wintertreffen als solches, lohnt eigentlich nicht mehr den Besuch. Aber, die interne Sternfahrt des MC Görlitz, die Vorfreude auf das Treffen von guten Sportfreunden, und die ersten Gespräche im neuen Jahr werden es ermöglichen, auch 2004 wieder auf der Burg zu sein. Und vielleicht sind dann aus dem Rallyefahrerkreis noch der Eine oder Andere mehr dabei, der die Sternfahrt in Angriff nimmt.

Wir werden es sehen !

Name Start S I E G Ankunfts- zeit Kilometer
Morch/Georg Torgau 04860 Siebenlehn Jena 07747 Eilenburg 04838 Großräschen 01983 15:33 598
Wallisch/Hübner Zerbst 039261 Schmölln 04626 Ikowitz/Piskowitz 08251 Eppendorf 09575 Glauchau 08371 15:03 409
Friedrich Görlitz 02827 Scharfenstein Tel. 03725 Jahnshain 04657 Ebersbach 04720 Grosshartmannsdorf 09618 17:05 342
Demuth/Preusche Freital 01705 Sankt Egidien 09356 Irbersdorf 09669 Etzdorf 09661 Grillenburg 01737 15:50 230
Asse AW            
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